Nähanleitung

Ringsling ganz einfach selber nähen

Ringslings sind Tragetücher mit eingenähten Ringen und zählen zu den Tragehilfen. Sie sind vor allem geeignet, um Babys und Kinder schnell und unkompliziert auf der Hüfte zu tragen. Ringslings sind eine wunderbare Ergänzung im Tragealltag und man kann sich auch recht unkompliziert selbst einen nähen. Auf dieser Seite findest du eine ganz detaillierte Nähanleitung für einen Sling mit vielen Fotos und Zusatzinfos! Viel Spaß beim Nachnähen!



bevor es losgeht....

Du brauchst:

  • 1 Stück Tragetuchstoff (mind. 1,70m zks)
  • 2 Slingringe Gr. L
  • eine Nähmaschine
  • optional eine Overlock
  • Nähgarn in passender Farbe
  • Nähgarn in Kontrastfarbe
  • Nähklammern
  • Stecknadeln
  • Nähkreide oder einen Trick Marker

Wie lang soll dein Ringsling werden?
Ich empfehle mindestens eine Länge von 1,50m zur kurzen Seite gemessen (zks). In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Handhabung eines längeren Slings meist als einfacher empfunden wird. Fertig gekaufte Slings sind üblicherweise zwischen 1,80m-2,00m zks lang. Denk bei der Bestimmung der Länge auch daran, dass dein Kind noch größer wird und mehr Platz im Sling einnehmen wird. Ich selbst nähe meine Slings immer gern etwas länger, obwohl ich selber klein bin und die Länge nicht brauchen würde. Allerdings finde ich lange Slings bequehmer.
Beim Zuschneiden des Tuchstücks musst du ca. 20cm mehr einrechnen, als der Sling am Ende lang sein wird! Diese 20cm "verschwinden" beim Umschlagen der Ringe.

 

 

Tragetücher sind fast immer schräg abgenäht. Deshalb hat man beim Messen der Länge immer zwei Varianten: man misst die lange Seite - oder die kurze. Beim Sling wird immer zur kurzen Seite gemessen (zks)! (im Bild wäre das die untere Kante)

Innere/äußere Seite
Dein fertiger Sling wird eine innere und eine äußere Seite haben. Überleg dir, welche Seite du außen haben möchtest. Berücksichtige ev. auch, dass du den Sling gekippt tragen wirst. Bei einigen Mustern musst du außerdem noch drauf achten, dass dein Muster nicht Kopf steht, wenn dein Sling im Einsatz ist!
Meine äußere Seite ist grün, die innere ist weiß.

 

Größe der Slingringe

Slingringe (oder Sling Ringe) bekommst du im Tragefachhandel. Online bestellen kannst du sie zum Beispiel bei Kinderdinge. Ich empfehle dir, große Ringe zu verwenden (Gr. L). Mit großen Ringen ist die Handhabung des Slings am Einfachsten. In kleineren Ringen "schoppt" sich oft das Tuch und blockiert sich dann beim Festziehen selbst.

 

Nähmaschinen
Du kannst den Sling mit jeder herkömmlichen Nähmaschine nähen. Sie muss gar nichts Besonderes können, es tut also auch die ausgeborgte Nähmaschine von der Urstrumpftante. Optional kannst du zum Säumen eine Overlock verwenden. Aber das muss nicht sein.

Nähgarn
Achte beim Nähgarn auf eine gute und reißfeste Qualität. Es macht keinen Sinn, bei Nähgarn den einen Euro einzusparen. Nimm das bessere Garn, wenn du die Auswahl hast. Schließlich soll es größeren Belastungen standhalten und nicht reißen.

Nähklammern und Nähnadeln

Du kannst für den Sling auch nur Nähnadeln verwenden, wenn du keine Klammern hast. Ich nähe sehr viel und habe die Nähklammern vor einigen Jahren kennen und lieben gelernt, deshalb kommen sie bei mir auch beim Slingnähen zum Einsatz.

 

Nähkreide und Trick Marker

Du kannst zum Nähen einfach Nähkreide verwenden. Wer hat oder mag, kann auch einen Trick Marker nehmen. Ein Trickmarker ist ein Nähstift, der entweder von selbst mit der Zeit verblasst oder beim ersten Waschen verschwindet. Ich finde das Arbeiten mit dem Trick Marker viel erfreulicher als mit der Nähkreide, deshalb verwende ich lieber diese Stifte.



aber jetzt!

Los geht's! (alle Fotos per Klick vergrößerbar!)

 

1. Mein Tuchstück wurde schräg abgeschnitten und so habe ich es gekauft. Deshalb muss ich als erstes die schräge Kante (nur die eine! Die andere Seite, also das Ende deines Slings, bleibt abgeschrägt.) begradigen. Wenn dein Tuchstück schon gerade abgeschnitten ist, lässt du diesen Schritt weg.

Ich hingegen habe als erstes mit meinem Trick Marker eine gerade Linie von einer Tuchkante zur anderen gezogen.


2. Jetzt wird diese Kante versäubert, damit sie nicht ausfranst. Das musst du in jedem Fall machen, auch wenn dein Tuch gerade abgeschnitten ist.

  • mit der normalen Nähmaschine: schneide dein Tuch an der gerade Linie entlang ab, wähle einen nicht zu kleinen Zickzackstich und versäubere damit die offene Seite.
  • mit der Overlock: nähe entlang der geraden Linie mit der Overlock von einer Tuchkante zur anderen!

3. Falls du eine Overlock verwendet hast: führe die Fadenraupen entlang der Naht mit Hilfe einer Stopfnadel zurück und schneide sie ab. (hast du keine Overlock verwendet, geht's weiter bei Schritt 4!)


 

 

4. Jetzt schlägst du die eben gesäumte Stoffkante nach innen, auf die Seite, die nicht die Außenseite deines Slings sein soll. Bügle die Kante um und steck sie mit Nähklammern oder Nähnadeln fest.


5. Diese umgeschlagene Kante wird jetzt vorübergehend festgenäht. Das ist ein Schritt, den man nicht unbedingt machen muss, aber ich tue es trotzdem immer, weil ich so sauberer arbeiten kann. Damit ich es nachher leichter habe, diese Naht wieder zu entfernen, wähle ich dafür eine Kontrastfarbe (hier: rot). Auf der Nähmaschine wählst du einen langen Geradstich (ich habe 5,5 genommen) und verriegelst die Naht nicht. Jetzt nähst du entlang der umgebügelten Kante von einer Seite zur anderen.

Die Naht muss weder schön, noch besonders gerade sein. Sie ist nur eine Hilfsnaht und wird bald wieder entfernt. Du kannst hier übrigens auch ganz billiges Nähgarn verwenden.


6. Jetzt legst du dein Tuchstück vor dich hin und zwar mit der "inneren" Seite nach oben. Wir bereiten jetzt den Umschlag für die Ringe vor. Schlag die Seite mit der umgenähten Kante einmal um. Das wird am Ende der Tunnel sein, in dem sich die Slingringe befinden. Die Ringe sollten nicht zu eng eingenäht werden aber auch nicht allzu locker. Ich entscheide mich bei diesem Umschlag immer für eine breite von 10-12cm. In diesem Fall war es die goldene Mitte, nämlich genau 11cm. Miss von einer Kante bis zur anderen nach, dass du wirklich überall gleich viel Umschlag hast.


7. Zieh einen Strich entlang der nun entstandenen Kante. Das ist die Linie, entlang der du gleich die Ringe einnähen wirst. Du musst dir das aber jetzt markieren, weil der Stoff zusammengerafft ist, sobald die Ringe drin sind. Ein genaues Übereinanderlegen der Kanten ist dann nicht mehr möglich. Deshalb jetzt deine Nählinie einzeichnen!


8. Jetzt kommen die Slingringe ins Spiel!

Klapp dein Tuchstück wieder auf.

Stülpe jetzt zuerst die Ringe über deine Hand. Raff das Tuch zusammen, zieh die Ringe drüber, schiebe sie ein Stückweit über das Tuch nach hinten und falte das Tuch danach wieder auf.


 

9. Super! Jetzt sind die Slingringe schon dort, wo wir sie haben wollen. Jetzt müssen wir sie nur noch einnähen. Dazu lege ich mir zuerst seitlich, also links und rechts von den Ringen, die beiden Kanten jeweils übereinander und stecke sie mit Nähklammern fest (Nähnadeln gehen auch). Das mache ich deshalb, weil ich so sauberer arbeiten kann und die Außennähte schön aufeinander liegen.


10. Jetzt steckst du die umgenähte Kante auf das untere Tuch - und zwar entlang der zuvor gezogenen Linie! Du siehst jetzt, wieso ich sie gesetzt habe. Dank der Linie hast du jetzt über die gesamte Tuchbreite immer denselben Abstand zu den Ringen. Diesen Abstand erst jetzt zu ermitteln, wäre super mühsam (bis unmöglich? Ich würde wahrscheinlich die Flinte ins Korn werfen, bevor ich fertig wär ;-) )


11. Alles festgesteckt? Jetzt wird die erste bleibende, sichtbare Naht genäht! Wähle dazu ein zu deinem Tuch farblich passendes Garn (entweder Ton in Ton oder ein Kontrastton) und achte auf gute Qualität des Garns. Ich nähe diese Naht von der "unteren" Seite, also dort, wo ich festgesteckt habe. Da kann ich mich leichter orientieren. Ich wähle einen einfachen Geradstich mit einer Stichlänge von 2,5mm und stelle meine Nadel leicht nach links (also nicht mittig). So kann ich näher an meine Kante rannähen, das schaut sauberer aus.

Denk daran, diese Naht am Anfang und am Ende zu sichern!


12. Als nächstes lösen wir die rote Hilfnaht von Schritt 5 wieder auf. Wenn du beim Nähen auch noch die Fadenspannung verringert hattest, kannst du die Fäden wahrscheinlich einfach herausziehen. Sonst musst du entlang der Hilfsnaht mit einem kleinen Auftrenner die Naht durchtrennen. Sei dabei ganz vorsichtig, damit du nicht irrtümlich einen Faden vom Tuch mit erwischst!


13. Nun fehlen dir nur noch zwei ganz simple Nähte: mit demselben Geradstich von zuvor - nur jetzt mittiger Nadeleinstellung - nähst du parallel zur ersten Naht eine zweite, und dann parallel zur zweiten Naht eine dritte. Du könntest sogar noch eine vierte anfügen, wenn du magst. Das kann ganz hübsch aussehen, ist aber nicht notwendig. Für die zu erwartende Belastung des Slings reichen 3 parallele Nähte völlig aus. Ich nähe diese Nähte immer nähfüsschenbreit, das ist am Einfachsten. Auf dem unteren Bild siehst du meine dritte Naht, die parallel zur zweiten genäht wird.


14. Alle Fäden kürzen - fertig ist dein selbstgenähter geraffter Ringsling! :-)

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